Antrag "Gesamtsituation in Kapellen in den Blick nehmen"

Sehr geehrter Herr Vorsitzender Linges,

die FDP-Ratsfraktion bittet Sie, nachfolgenden Antrag auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Ausschusses für Planung und Mobilität zu setzen:

Der Ausschuss für Planung und Mobilität der Stadt Grevenbroich möge die Verwaltung beauftragen,

  1. die geplante Erstellung der Bebauungspläne für die Schubertstraße bis auf weiteres zurückzustellen
  2. und dafür zuerst einen Rahmenplan für den Gesamtbereich zu entwickeln, der die geplanten notwendigen Schul- und Turnhallen-Neubauten unter der Berücksichtigung der Entwicklung der Bevölkerungsstruktur und Bedarfe in Kapellen Rechnung trägt,
  3. die Berücksichtigung der aktuellen Nutzung der Flächen in dieses Konzept mit einfließen zu lassen.

Begründung:

Der Tagesordnungspunkt Ö 13 „Aufstellung eines Bebauungsplans Nr. K37‚ Schubertstraße - Ortsteil Kapellen“ wurde in der Sitzung des Ausschusses für Planung und Mobilität am 2. September 2021 ohne Beschlussfassung zurück in die Verwaltung verwiesen.

Im Nachgang haben sich Vertreter der FDP-Ratsfraktion in mehreren Vor-Ort-Besichtigungen die Situation in Kapellen angesehen und mit Bürgerinnen und Bürgern ausgetauscht.

Dabei kann aus Sicht der Freien Demokraten festgehalten werden, dass sich die Anwohnerinnen und Anwohner nicht grundsätzlich gegen eine Nutzung und Weiterentwicklung der im Raum stehenden Flächen wehren. Vielmehr verdeutlichten sie gegenüber Vertretern unserer Fraktion, die Fläche sinnvoll in Anlehnung an die bestehende Gesamtsituation in diesem Bereich fortzuentwickeln.

Die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum ist zweifellos von gesamtstädtischem Interesse. Auch erscheint es auf dem ersten Blick besonders attraktiv, neue Wohnkapazitäten unweit des Kapellener Bahnhofs zu schaffen.

Andererseits ist die schmale Schubertstraße eine verkehrsberuhigte Straße, die bereits heute durch Apotheke, Ärzte und Banken hochfrequentiert ist. Anwohnerinnen und Anwohnern ist es daher aktuell schon häufig nur erschwert möglich, zu ihren Grundstücken zu gelangen. Da diese Bebauung schon seit vielen Jahren vorherrscht, ist dies als gegeben anzusehen. Wenn man zusätzliche neue, große Häuser errichten würde, würde sich das Verkehrsaufkommen noch weiter erhöhen. Der benötigte Parkraum würde sich weiter vergrößern, ohne hinreichende Angebote schaffen zu können, denn die sehr schmale Schubertstraße ist aufgrund bestehender Bebauung an beiden Seiten nicht verbreiterbar. Ständige Konfliktsituationen wären vorprogrammiert.

Kapellen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Deshalb ist der Altbestand des Dorfes besonders in den Blick zu nehmen! Es gilt besonderes Augenmerk darauf zu legen, dass wichtige Freiflächen im Ortsteil nicht irreversibel in Wohnbebauung umgewandelt werden.

Die Schubertstraße mit der Wiese und altem Baumbestand, dem Spielplatz und dem Jugendzentrum der Evangelischen Kirche ist aktuell ein Ort der Begegnung aller Generationen im Ortsteil Kapellen. Neben den Biwakveranstaltungen ist die Fläche auch ein beliebter Aufenthaltsort für Jugendliche. Vereine bieten mehrmals wöchentlich stark nachgefragte Angebote an, die das gesellschaftliche Leben des Ortes prägen.

Zum Beispiel gibt es Tanztrainings für Kinder und Sportangebote für Erwachsene. Außerdem ist in einem Pavillon an der Schubertstraße ein AWO-Stützpunkt mit dem beliebten „Repaircafe“ untergebracht, der als Anlaufstelle für viele ältere Anwohnerinnen und Anwohner dient. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben Zweifel, dass diese wichtigen Anlaufstellen auf Dauer verlässlich angeboten werden können, wenn die derzeit dafür genutzte Fläche nicht an anderer Stelle in gleichem Umfang dafür angeboten werden kann.

Die Nutzung der bestehenden Gebäudestruktur vor Ort ist im Wandel. Ab dem Schuljahr 2026/2027 gibt es einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule. Es ist deshalb zwingend zu prüfen, inwieweit der Bedarf nach Fläche für die Betreuung von Schulkindern und Schulangebote für den Ortsteil Kapellen ausreicht. Im Hinblick auf eine wachsende Bevölkerung und die simultan wachsenden Ansprüche auf Betreuungsplätze wird die Fläche absehbar an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Eine intelligente Planungspolitik antizipiert absehbare Engpässe.

Aus diesen Gründen haben wir große Zweifel, an dieser Stelle wie von der Verwaltung vorgesehen, mehrere große Wohnhäuser entstehen zu lassen.

Die jetzt schon in Kapellen lebenden Menschen haben das berechtigte Interesse, ihre Lebensqualität vor Ort zu erhalten. Die Aufgabe der Politik ist es, sorgfältig und verantwortungsbewusst abzuwägen, wo weitere Flächen für Wohnraum genutzt werden können. Die Daseinsvorsorge darf dabei nicht absehbar geschwächt werden, wenn ohnehin erkennbar ist, dass weitere Kapazitäten für Bildungs- und Betreuungsaufträge benötigt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Markus Schumacher

Vorsitzender